Digitale Gräben und Brücken
Der digitale Graben
Was ist eigentlich der digitale Graben, den die Stiftung Bonjour wieder schliessen will?
Digitale Kompetenzen und der Zugang zu digitalen Technologien sind heute grundlegende Voraussetzungen für die volle Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben. Der Zugriff auf die eigenen persönlichen und z.B. medizinischen Daten ist vermehrt digital. E-Banking, Bezahl-Apps, Online Fahrplan oder Easy-Ride sind essentielle Tools geworden, um den Alltag effizient zu meistern.
Der digitale Graben klafft auf verschiedenen Ebenen.
Zugang
Menschen ohne Internetanschluss sind vermehrt ausgeschlossen.
Menschen ohne Internetanschluss sind vermehrt ausgeschlossen.
Menschen, die kein Endgerät oder keinen Internetanschluss haben sind vermehrt ausgeschlossen von Dienstleistungen oder Informationen. Ohne Computer oder Smartphone haben sie auch keinen Scanner, Drucker oder Zugriff auf digitalen Speicher.
Wer keine digitale Präsenz hat oder diese nicht beeinflussen kann ist in einem immer wichtigeren Teil des Lebens nicht existent oder in der Selbstbestimmung eingeschränkt.
Auszug aus dem Digitalbarometer 2024:
«Digitale Inklusion
Die Schweizer Bevölkerung nimmt Vereinsamung als grösste gesellschaftliche Gefahr digitaler Exklusion wahr (34%). Gleichzeitig ist die Solidarität mit älteren Menschen besonders ausgeprägt: 43% geben an, dass sie den grössten Unterstützungsbedarf in Sachen digitaler Inklusion bei älteren Menschen sehen. Demgegenüber steht der Befund, dass gerade Personen ab 75 Jahren ihre sozialen Kontakte überdurchschnittlich häufig am liebsten über digitale Kanäle pflegen (35%).»
Bedienung
Der Umgang mit digitalen Geräten oder Programmen fordert.
Der Umgang mit digitalen Geräten oder Programmen fordert.
Digitale Grundkenntnisse des Geräts, des Betriebssystems und spezifischer Anwendungen sind notwendig, um digitale Möglichkeiten auch nutzen zu können.
Nicht alle sind gleich gewandt in der Bedienung von digitalen Geräten oder Programmen. Kleine Schaltflächen, Tastatur, Maus, «Scrollen», «Swipen» etc machen vielen das digitale Leben schwer.
Geübte Nutzende sind gewandt im Umgang mit «Shortcuts», dem Wechsel zwischen Programmen, der Erkennung oder Behebung von Fehlern oder im Anpassen von Einstellungen des Betriebssystems.
Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung verfügt nur über geringe oder gar keine digitalen Grundkenntnisse.
Auszug aus dem Digitalbarometer 2024:
«Rund jeder dritten Person in der Schweiz (31%) fehlen grundlegende Kompetenzen, um im digitalen Alltag zurechtzukommen. Unter Menschen mit geringer Bildung, hohem Alter und tiefem Einkommen ist dieser Anteil weitaus höher.»
Ohne digitale Grundkompetenzen wird es schwierig die Früchte der Digitalisierung zu nutzen. Was für andere ein Vorteil sein kann, wird für sie zum Nachteil.
Auch eingeschränkte motorische Fähigkeiten können die Nutzung digitaler Geräte und Anwendungen erheblich beeinträchtigen.
Weiter behindern eingeschränkte Lese- und Schreibefähigkeiten oder Sprachkenntnisse die Nutzung massiv. In der Schweiz haben rund 800’000 Erwachsene Mühe mit Lesen und Schreiben. Quelle: lesen-schreiben-schweiz.ch
Eine gute Reaktionszeit wichtig, z.B. für das Eingeben eines Codes.
Der sichere Umgang mit Daten und Passwörtern ist eine weitere Herausforderung.
Smartphones, Computer und andere digitale Geräte sind zu wichtigen Alltagswerkzeugen geworden. Wer sie nicht gut bedienen kann, ist somit auch mit vielen Aspekten des heutigen Lebens überfordert oder sogar davon ausgeschlossen.
Fähigkeit für sich zu nutzen
Viele finden sich nicht zurecht im Datendschungel.
Viele finden sich nicht zurecht im Datendschungel.
Auf dieser Ebene klafft der Graben stark auseinander. Wenn jemand über ein digitales Gerät und die Fähigkeit verfügt, dieses zu bedienen, was kann sie/er damit anfangen?
Nicht alle verfügen über die Fähigkeit, sich zurecht zu finden im Datendschungel von Apps, Webseiten etc.
Erweiterte digitale Kompetenzen
«Nahezu die gesamte Schweizer Bevölkerung hat Zugang zum Internet. Um die Möglichkeiten des Internets nutzen zu können, braucht es aber entsprechende Kompetenzen.
Beim Bevölkerungsanteil mit erweiterten, d. h. über Grundkenntnisse hinausgehenden digitalen Kompetenzen zeigen sich grosse altersspezifische Unterschiede: Am höchsten ist der Anteil bei den 25- bis 34-Jährigen, am kleinsten bei den Personen ab 75 Jahren.» Quelle: Bundesamt für Statistik
Erweiterte digitale Kompetenzen nach Alter, 2021
In % der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 88 Jahren.
Die Daten der Personen ab 65 Jahren sind in der Grafik aufgrund unzureichender Zuverlässigkeit nicht dargestellt. Seit 2021 werden folgende fünf Kompetenzbereiche betrachtet: 1) Informations- und Datenkompetenz; 2) Kommunikation und Kollaboration; 3) Problemlösung; 4) Erstellung von Inhalten; 5) Sicherheit.
Auch beim Suchen, Interpretieren und Filtern von Information klaffen die Fähigkeiten weit auseinander. Was für die einen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, stellt andere vor grosse Herausforderungen. Was ist wahr und wer steckt dahinter? Was ist Inhalt und was Werbung? Wo kommt diese Fehlermeldung her? – Vom Betriebssystem, der App oder von einer Webseite, welche nur vortäuscht?
Beim Filtern und Interpretieren von Information sind mangelnde Kenntnisse nicht nur lästig, sondern können auch grosse Löcher ins Portemonnaie reissen.
Nicht übers Ohr gehauen werden
Die Fälle von Cyberkriminalität in der Schweiz nehmen zu. Die häufigsten Cyberkriminalitätsformen sind Phishing, Vortäuschen eines Virenbefalls des Computers (Pop-up) und fiktiver IT-Support.
Auszüge aus der Studie «Finanzieller Missbrauch bei Personen ab 55 Jahren in der Schweiz»:
«In den letzten fünf Jahren hat die Cyberkriminalität von allen Arten des Finanzmissbrauchs am meisten Schaden angerichtet. Gegenüber 2018 haben sich Betrugsversuche von Cyberkriminalität nahezu verdoppelt. Der Grund: Die zunehmende Digitalisierung im Zuge der Pandemie verlagerte Betrugsformen in den virtuellen Raum.»
«Mehr als die Hälfte (52,8 Prozent) der über 55-Jährigen waren in den letzten fünf Jahren mit einem Versuch von Cyberkriminalität konfrontiert.
Bei den meisten hatte dieser Vorfall keine Konsequenz, allerdings erlitten 6,9 Prozent der Personen im Alter 55+ im Schnitt einen finanziellen Verlust von 1390 Franken (Medianverlust von 750 Franken) und/oder eine andere negative Konsequenz wie Wut oder Zeitverlust beziehungsweise erwarben anschliessend Cybersicherheitslösungen.
Weil die 55- bis 64-Jährigen die Informationstechnologien stärker nutzen, sind sie Cyberkriminalitätsversuchen stärker ausgesetzt (61,1 Prozent von ihnen) und fallen ihr auch häufiger zum Opfer (8,5 Prozent). Da die IT-Nutzung mit zunehmendem Alter abnimmt, sind ältere Menschen weniger von der Cyberkriminalität betroffen.»
Umgang mit Scham
Laut der obengenannten Studie hatten die Befragten in den meisten Fällen (54 Prozent) den Vorfall für sich behalten. Auch deshalb ist es so wichtig, dass wir im Alltag mehr über diese Themen sprechen, unsere Unisicherheiten und Erfahrungen teilen und gemeinsam lernen und nach Lösungen suchen.
Fähigkeit, sich anzueignen oder für sich zu nutzen
Ob Nutzung des Internets oder KI-Tools (Künstliche Intelligenz) – den einen schaffen sie Vorteile und den anderern Nachteile.
KI-Tools wie ChatGPT zeigen dies schön auf. Es braucht gewisse Voraussetzungen, um die Applikation “füttern” zu können, die Resultate zu interpretieren und im Zusammenspiel Mensch und Maschine etwas daraus zu machen. Wer das im Griff hat, wird damit schneller und oft besser. Andere müssen vielleicht um ihren Job bangen, weil die künstiliche Intelligenz ihre Arbeit schneller und günstiger erledigt. Wieder andere verstehen gar nicht, was künstliche Intelligenz und diese neuen Tools sind.
Obwohl Technologien meistens etwas Ermächtigendes haben, ist die Wirkung bei mangelnden Kompetenzen oft erniedrigend. Und die Entwicklung schreitet in hohem Tempo voran und viele werden abgehängt.
Teilnahme
Ein grosser Teil ist ausgeschlossen vom aktiven Diskurs.
Ein grosser Teil ist ausgeschlossen vom aktiven Diskurs.
Ab dem vierten Level sind immer weniger Menschen auf der rechten Seite.
Wo werden heute Diskurse zu neuen Themen, über die Zukunft geführt? Immer mehr im Internet — auf Plattformen wie X, ehemals Twitter. Zwei Tage später berichten herkömmliche Medien darüber was dort abgeht.
Ein grosser Teil der Menschen sind ausgeschlossen von der aktiven Teilnahme am Diskurs und werden zu Zuschauern oder sind ganz abgehängt.
Auch ältere Menschen, die laut Statistik weniger digital sind, werden dadurch ausgeschlossen vom öffentlichen Diskurs und können ihre Erfahrung nicht teilen und ihre Meinung nicht zum Ausdruck bringen.
Mitgestaltung
Mit höherem Alter sind wir kaum involviert in die Konzeption.
Mit höherem Alter sind wir kaum involviert in die Konzeption.
Wenn wir noch eine Ebene tiefer gehen, sind noch weniger dabei.
Wer baut eigentlich die digitalen Tools? Wer macht die Inhalte und die Angebote?
Mit höherem Alter sind wir immer weniger involviert in die Konzeption und Entwicklung. Ältere Menschen werden oft bevormundet. Stereotype Vorstellungen vom Alter prägen die Entwicklung von digitalen Produkten und Apps.
Was bedeutet dies für die Selbstbestimmung?
Interpretation
Der digitale Graben ist nicht das Problem Einzelner, sondern eine gesellschafftliche Herausforderung. Wir sind alle betroffen!
Hätten denn die neuen technologischen Möglichkeiten nicht genau das Potential, das Gegenteil zu bewirken? – nämlich Menschen und Generationen zusammenzuführen. Digitale Tools können helfen, Distanzen zu überwinden, in andere Welten einzutauchen, in Verbindung zu bleiben, soziale Netzwerke zu erhalten oder Gelerntes zu speichern und zu vermitteln.
- The Bonjour Way
Wie können wir gemeinsam den Graben schliessen?
Sensibilisieren
Einbindung & niederschwelliger Zugang
Wir müssen alle, die wollen, mit einbinden. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie digital unterwegs sind oder nicht. Dazu können die Digitalen unter uns eine Brückenrolle spielen, indem sie Informationen in beide Richtungen fliessen lassen.
- Anleitung zum Aufsetzen eines Quartier-Chats (verlinken)
Cubo, der interaktive Kartonwürfel
Gemeinsam lernen
Die Stiftung Bonjour setzt sich dafür ein, dass Gemeinden, Organisationen, Caring Communities oder Vereine Räume schaffen, um auf der Schnittstelle analog–digital gemeinsam zu lernen. Gerne helfen wir Projekte aufzugleisen, vernetzen und stellen Tools zur Verfügung.
Einladen zum Mitreden & Mitgestalten
Damit digital unterstützte Projekte ihre soziale Wirkung entfalten können, muss in der Regel bei den Grundlagen begonnen werden. Nur so können auch Nicht-Digitale oder vulnerable Personen mitgenommen werden. Dabei lernen auch die digital Fortgeschrittenen viel über Hürden, Herausforderungen und gesellschaftliches Miteinander.
Zu oft werden Ideen, die gut klingen, finanziert und umgesetzt und am Ende werden sie kaum gebraucht oder erreichen ihre eigentliche Zielgruppe nicht.
Deshalb setzt sich Bonjour dafür ein, dass von Beginn weg mit den Zielgruppen konzipiert und entwickelt wird. Oft werden Produkte während der Entwicklung vorbildlich auf Bedienbarkeit getestet, aber zu prüfen, ob das Produkt überhaupt benötigt wird, wird vergessen.
Es ist essentiell, dass die Resultate nicht vorweggenommen werden. Wir plädieren für Ergebnisoffenheit und Partizipation und geben gerne unsere Learnings weiter.
- Mit den Partizipationskarten geben wir Learnings und Ideen weiter und laden ein zum Dialog. (Verlinken @@@)
Events
Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua.
Projekte
Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua.