Hier teilen wir die wichtigsten Learnings des Projektteams. Einige Einschätzungen sind Zwischenfazite und wir hoffen weiterhin Antworten und Lösungsansätze zu finden. Wir freuen uns über jeden Erfahrungsaustausch mit anderen Projekten oder Erfahrungsträger*innen.
Dies sind nicht die Ergebnisse der unabhängigen Evaluation, welche hier dokumentiert sind.
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Die #digitalisierung löst das Problem der sozialen Isolation nicht, aber …
wir können die digitalen Möglichkeiten nutzen, um uns gegen die Vereinsamung zu organisieren und Wissen zu sammeln oder zu teilen.
Quartierbewohner*innen können sich mit digitalen Tools organisieren, informieren oder Fragen stellen. Aber die Brücken schlagen zu Personen, die auf sich selbst gestellt sind oder wenig Kontakte zu anderen Menschen haben, müssen wir nach wie vor #analog.
Keine App ersetzt das Grüssen, Winken, das Fragen wie es geht oder das Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen.

2
Wie können wir auf Menschen in der Nachbarschaft zugehen?
Viele haben Hürden aus dem Haus zu gehen oder sich unter Menschen zu mischen, die sie nicht kennen. Andere möchten auf zurückgezogene oder vulnerable Personen aus der Nachbarschaft zugehen, aber sie wissen nicht wie.

Begegnungsorte, die für alle zugänglich sind, bieten eine wunderbare Gelegenheit, auf andere Menschen zuzugehen und sie einzuladen, mitzukommen.
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Experimentieren mit Software in gemeinnützigen Projekten
Eine App wie WhatsApp bietet einerseits vielen Menschen einen einfachen Zugang weil sie bereits vertraut sind mit der App. Andererseits werden Personen ausgeschlossen, die ihre Inhalte nicht mit einem Konzern wie Meta teilen wollen.
Aber eine alternative App aufzusetzen und zu lernen, stellt für viele Menschen eine grosse Hürde dar. Und wenn beide Apps parallel verwendet werden, bedeutet dies mehr Aufwand für den Unterhalt.
Gemeinnützige oder öffentliche Projekte stehen vor einer Herausforderung: Niederschwelliger Zugang vs. Datenschutz / Schutz vor Gewinnorientierung.

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Wir alle haben Hürden, Angebote im Quartier zu besuchen.

Aufeinander zugehen und neue Verbindungen schaffen, kann Wunder wirken.
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Zusammenspiel formelle Versorgung und Quartiernetzwerke
Organisationen wie die Spitex, Ärzte, Spitäler oder auch Coiffeure haben unter anderen Zugang zu Personen, die sozial isoliert sind. Sie könnten eine Brückenrolle einnehmen, indem sie Personen mit Quartiernetzwerken in Verbindung bringen.

Damit der Einstieg – z.B der erste Besuch eines Mittagstischs gelingt, braucht es
a) ein gutes Zusammenspiel der vermittelnden Organisation mit Quartierorganisationen und Veranstalter*innen von Begegnungsorten,
b) viel Kreativität und gemeinsames Lernen und
c) ein individualisiertes Vorgehen, das der Person entspricht.
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Gerade im höheren Alter ist der Zugang zu Informationen und die Erreichbarkeit von Orten oft sehr eingeschränkt. Die Welt wird kleiner.

In den Quartieren gibt es noch viel zu tun, damit mehr Menschen von den vorhandenen lokalen Angeboten wissen und eine Bezugsperson haben oder jemanden kennenlernen, die/der sie einlädt, mitzugehen.
Zusätzlich sollte angebotsübergreifend ein Begleit- oder z.B. ein Velo-Rikscha-Service angeboten werden, der allen Personen zur Verfügung steht, für die der Weg zu einem Begegnungsort eine grosse physische Hürde darstellt.
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"Mitmachen ist keine
Verpflichtung zu helfen."
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In jedem Quartier gibt es auch persönliche Schicksale. Mit einem harten Schicksal konfrontiert zu werden ist nicht jederfrau/manns Sache.
“Tu nur, was dir selbst gut tut.” ist ein Grundsatz, der im Laufe des Projekts die Handlungsgrundsätze für die beteiligten Quartierbewohner*innen vervollständigte.

Ein gemeinsamer Lernprozess muss sicherstellen, dass alle Projektbeteiligten Dinge, die ihnen zu nahe gehen, schnell an Profis weitergeben können.
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Zusammenspiel zwischen Quartierbewohner*innen und Projektleitung
Im Projekt sind Quartierbewohner*innen in neue Rollen hineingewachsen:
- In der Phase Konzeption haben ca. 30 Personen das Projekt aktiv mitgestaltet.
- Ansprechpersonen waren bereit, in der Portier App oder auf Plakaten mit Foto und Kontaktdaten aufgeführt zu sein.
- “Digital Coaches” helfen anderen mit den Apps oder der Bedienung eines Smartphones.
- Freiwillige haben als “App-Entwickler” mitgeholfen, die Portier App zu konzipieren.
- Verschiedene Personen haben das Gewerbe besucht und ihnen vom Projekt erzählt.
- In Zukunft können vielleicht geeignete Quartierbewohner*innen Personen, die von einer Organisation an das Netzwerk vermittelt werden, in das Projekt einführen.
